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Schröter: Schiedsrichter coachen, leiten und begleiten

Seine Berufung bestätigt die ehrenamtliche Arbeit im Fußballkreis Büdingen, aber zunächst ist sie ein Erfolg für den Funktionär selbst: Andreas Schröter vom VfB Höchst/Nidder ist seit dem Verbandstag des Hessischen Fußball-Verbandes (HFV) neben Jürgen Radeck (Ortenberg) der zweite Büdinger Funktionär in einer Spitzenposition. Nach der Wiederwahl von Verbandsschiedsrichterobmann Gerd Schugard (Dipperz) wurde Schröter zum neuen Schiedsrichter-Lehrwart des HFV. Im Gespräch mit dem Kreis-Anzeiger berichtet der 39-Jährige über seine neuen Aufgaben, erste laufende Projekte und sein künftiges Wirken im Kreis Büdingen.

Herr Schröter, Sie waren bislang als Lehrwart der Region Frankfurt für rund 60 Unparteiische zuständig, meist aus der Gruppenliga. Jetzt verantworten Sie die Ausbildung aller 5.500 Schiedsrichter in Hessen. Wie nah lässt sich da überhaupt noch mit einzelnen Referees zusammenarbeiten?

Mit den rund 80 Spitzenschiedsrichtern in der Hessen- und Verbandsliga besteht natürlich ein direkter Kontakt – allein schon beim jährlichen Wochenendlehrgang, bei denen die SR auf die neue Saison vorbereitet werden. Hinzu kommen die Förderkader-Schiedsrichter der Gruppenliga, die ebenfalls in einem Lehrgang direkt geschult werden. Die zweite Aufgabe ist die einheitliche Umsetzung der Regeln, wie sie FIFA und DFB vorgeben. Diese wird über die Regionen an die Kreislehrausschüsse kommuniziert, um die weiteren Schiedsrichter in Hessen zu schulen.

Welche Aufgaben kommen für Sie in den nächsten Wochen neu hinzu?

Ende Juni findet der Lehrgang der hessischen Spitzenschiedsrichter in der Sportschule Grünberg statt. Parallel dazu müssen die Beschlüsse des Verbandstags und die Regeländerungen kommuniziert werden.  Nach Saisonbeginn gibt es dann wieder zentrale Fortbildungslehrgänge in Grünberg und eine Tagung aller Kreislehrwarte in Hessen – insgesamt stehen im nächsten Jahr rund 40 Lehrgangstage in Grünberg und Frankfurt an. Zudem ist die Terminplanung für das Jahr 2013 vorzunehmen. Es gibt also eine Menge zu tun.

Das Lehr- und Förderkonzept der hessischen Schiedsrichter beruht derzeit noch auf einem ihrer Vorgänger – Ex-Bundesliga-Schiedsrichter Lutz Wagner. Hat man bei diesem Namen die Möglichkeit, Neuerungen voranzutreiben?

Lutz Wagner und natürlich auch dessen Nachfolger Ralf Viktora übergeben mir ein bestelltes Feld. Hier wurde in den letzten 12 Jahren exzellente Arbeit geleistet, was sich in diesem Jahr auch in der Bundesliga zeigt: Wir haben mit Tobias Stieler und Tobias Welz seit langem wieder zwei hessische Schiedsrichter.  Ich selbst werde das Rad nicht neu erfinden können, doch werden sicherlich ein paar neue Ideen das bisherige Konzept ergänzen.

Können Sie schon konkret werden?

Letztes Jahr wurde durch den Verbandsschiedsrichterausschuss ein Coachingsystem eingerichtet. Hier erhalten die Schiedsrichter direkt nach dem Spiel eine Analyse von unabhängigen Coaches. Das gilt es weiter auszubauen – in der Hessenliga wird es jetzt ein Pilotprojekt mit Videoanalyse geben. Die Förderkader haben wir bereits kurzfristig umgestellt, zudem sollen die Leistungsprüfungen in den Kreisen bald verändert werden. Hier wollen wir eine praxisnahe Prüfung anbieten, die die Referees auch für ihre Spielleitungen nutzen können. Dies wird das stupide Rundenlaufen ablösen.

Der Hang zu immer jüngeren Schiedsrichtern unter den Funktionären, vor allem in den obersten Spielklassen,  wird nicht nur positiv betrachtet. Sollte hier nicht etwas mehr Ausgewogenheit an den Tag gelegt werden?

Hier hat es mit der neuen Schiedsrichter-Kommission des Deutschen Fußball-Bundes einen Wandel gegeben. Auch den lebensälteren Schiedsrichtern wird nun die Möglichkeit gegeben, in eine neue Spielklasse aufzusteigen. Wie bei den Jüngeren zählen die Qualität der bisherigen Spielleitungen und die Ergebnisse der Leistungstests. Die aktuellen Aufsteiger belegen das.

Im Kreis Büdingen klagt man seit Jahren über fehlende Schiedsrichter im Mittelalter – Spieler, die nach ihrer aktiven Zeit als Referee fungieren. Wie können Sie diese Zielgruppe für ihr Hobby begeistern?

Daran mangelt es nicht nur im Kreis Büdingen und es gibt sicherlich kein Patentrezept. Ich kann nur aus eigener Erfahrung sprechen, dass es – neben den bekannten negativen Begebenheiten– sehr viele positive Momente zu erleben gibt. Deshalb kann ich nur jedem, der dem Fußballsport gewogen ist und einen gewissen Gerechtigkeitssinn mitbringt, einen Neulingslehrgang  empfehlen. Es gibt hier keine Reichtümer zu verdienen, aber eine kleine Aufwandsentschädigung. Hinzu kommt eine unbezahlbare Komponente: die Persönlichkeitsbildung, die sich im Privat – und Berufsleben hervorragend nutzen lässt.

Die Strafen durch fehlende Schiedsrichter sind für die hessischen Vereine 2012 von 200.000 Euro auf 300.000 Euro angestiegen. Auf dem Verbandstag wurde nun beschlossen, dass die Schiedsrichter weniger Pflichten erfüllen müssen, um den Klubs angerechnet zu werden. Leidet darunter die Qualität der Unparteiischen?

Das bezweifle ich. Wichtig ist, dass der, der sich diesem Hobby verschrieben hat, auch auf seine Pflichtspiele und Pflichtsitzungsbesuche kommt. Wobei bei einem Schiedsrichter, der sein Hobby richtig betreibt, weder die Zahl der Spiele noch die Pflichtsitzungsbesuche zu kurz kommen. Die Qualität der Unparteiischen wird sicherlich unter der verringerten Pflichtspielzahl nicht leiden. Es bleiben ja die gleichen Schiedsrichter.

Eine weitere Neuerung ist das Wiedereinwechseln bis zur Kreisoberliga. Ein ausreichender Schritt, um der sinkenden Zahl an Teams zu entgegnen oder ist dies erst der Anfang einer Reihe von Veränderungen?

Auch das bleibt abzuwarten. Ich vermag nicht zu beurteilen, ob durch diese Regelung mehr oder weniger Teams an den Start gehen. Sicherlich hilft es den Vereinen, eine Spielerlücke zu überstehen. Abzuwarten bleibt aber, wie die Vereine und die Mannschaften damit umgehen. Sollten sie die Regelung anders als gedacht nutzen, wäre dies sicherlich nicht zielführend.

Bisweilen waren Sie auch noch im Vorstand des Freundeskreises der Büdinger Schiedsrichter engagiert, haben auf Lehrveranstaltungen mitgewirkt. Bleibt dafür noch Zeit oder werden die heimischen Unparteiischen Sie künftig weniger zu Gesicht bekommen?

Der Aufgaben- und Verantwortungsbereich geht jetzt viel weiter: Ich bin für die Vereinigung Werra-Meißner im Norden ebenso Ansprechpartner wie für die Bergstraße im Süden. Wenn es die Zeit zulässt, werde ich aber bei den Pflichtsitzungen unserer Heimatvereinigung sicherlich anwesend sein. Daneben bin ich natürlich weiter auch als Beobachter tätig und somit auf den heimischen Fußballplätzen anzutreffen. Was leider in den letzten Jahren etwas zu kurz kam: die Besuche bei meinem Heimatverein – dem VfB Höchst/Nidder.  Aber auch hier bekomme ich immer mal wieder Rückmeldungen.

Zur Person:

Andreas Schröter ist der neue Lehrwart des Hessischen Fußball-Verbandes -und klettert damit auf der Funktionärs-Leiter eine weitere Stufe empor:  Der 39-Jährige Bankfachwirt aus Altenstadt-Höchst gehörte in den Neunzigern zunächst dem Büdinger Schiedsrichterausschuss an, vor 14 Jahren wechselte der Ehrenamtler in den Bezirksschiedsrichterausschuss. Als stellvertretender Bezirksschiedsrichterobmann, Bezirkslehrwart und – nach der Verbandsreform – als Regionallehrwart war er für die Spitzen-Schiedsrichter der Region Frankfurt verantwortlich. Schröter ist seit 1987 Referee, mit 25 Jahren schaffte er den Sprung in die Oberliga Hessen. Jahrelang war er als Assistent in der Regionalliga unterwegs  – der damals dritthöchsten deutschen Spielklasse. Seit dem Ende seiner aktiven Laufbahn ist Schröter als Schiedsrichter-Beobachter im Einsatz – mittlerweile bis in die DFB-Spielklassen.

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