Von Frank Schneider, erschienen im Kreis-Anzeiger am 27. Februar 2016
Als Student der Betriebswirtschaftslehre verfolgt der Büdinger Marius Ulbrich einen klaren Karriereplan. In seinem Hobby machte der 22-Jährige bereits die Erfahrung, wie schnell man die Erfolgsleiter nach oben klettern kann. In weniger als sieben Jahren stieg Ulbrich als Schiedsrichter von den unteren Jugendklassen bis zur Hessenliga der Senioren auf. Im Nachwuchsbereich steht der für den SV Phönix Düdelsheim pfeifende junge Mann als Assistent sogar in der Bundesliga an der Seitenlinie. „Am Anfang war die Hessenliga für mich noch Utopie. Was jetzt noch kommt, ist Zubrot“, erklärt der Student. Er liebt sein Hobby und widmet diesem auch viel Zeit, doch verbissen und um jeden Preis weitere Aufstiege anzustreben, kommt für ihn nicht infrage. Berufliche Dinge rücken in den Vordergrund, Marius Ulbrich möchte nach Ablauf seines dualen Studiums eventuell noch seinen Master machen.
In der Schiedsrichtervereinigung Büdingen sind sie stolz auf ihren erfolgreichen Nachwuchsreferee, dessen Talent sie frühzeitig erkannten und förderten. Nahtlos reiht sich Marius Ulbrich in die Reihe von Matthias Kristek, Volker Höpp oder Patrick Kalbhenn ein, die sich allesamt über die Büdinger Kreisgrenzen hinaus als Schiedsrichter einen Namen machten. „Ich habe von solchen Spitzenleuten natürlich profitiert, gerade wenn ich als Assistent mit ihnen unterwegs war.“ Kopieren mag Ulbrich keinen seiner ehemaligen Lehrmeister. Der 22-Jährige will seinen eigenen Stil pflegen und vor allem auf dem Platz immer authentisch sein. „Man kann als Schiedsrichter nicht einfach eine Rolle spielen, sondern muss ein Gefühl für Situationen entwickeln“, unterstreicht Ulbrich.
Was viele nicht wissen, auch Schiedsrichter müssen viel für ihre Fitness tun, wenn sie den Anforderungen in höheren Ligen gerecht werden wollen. „Ich gehe oft alleine laufen, da ist Selbstdisziplin gefragt“, schmunzelt Ulbrich. Nebenbei spielt er, wenn seine Zeit zulässt, noch ein wenig Tennis. Die eigene aktive Karriere als Fußballer hat er früh beendet. „Ich war verletzt und hatte dann in einer starken Jugendmannschaft in Düdelsheim den Anschluss verloren“, erinnert sich der Hessenliga-Aufsteiger. Also entschied sich Ulbrich mit 15 Jahren für die Pfeiferei. Dass er selbst gespielt hat und auch als Fußballfan in seiner Freizeit viel Fußball schaut, hilft Marius Ulbrich in der Praxis. Er kann sich gut in die Spieler auf dem Platz hineinversetzen und legt großen Wert auf eine vernünftige Kommunikation.
Noch als Teenager durfte Marius Ulbrich erste Spiele im Seniorenbereich leiten. Nicht immer lief alles glatt. Mit 17 Jahren brach er in der Kreisoberliga ein Spiel des heutigen Gruppenliga-Spitzenreiters SC 1960 Hanau nach mehreren Feldverweisen und einer aggressiven Stimmung auf dem Feld ab. „Aus dieser Sache habe ich viel gelernt“, betont der junge Schiedsrichter. Konflikte auf dem Feld vermeiden sei das oberste Gebot. Natürlich gelingt das nicht immer, gerade wenn die Emotionen hochkochen. Nach den Aufstiegen in die Gruppen- und später in die Verbandsliga rückte der Büdinger mit guten Leistungen in den Fokus der Verbandsverantwortlichen. Anfang November vergangenen Jahres war es soweit: Marius Ulbrich leitete sein erstes Hessenligamatch. In der Landeshauptstadt pfiff er die Partie zwischen dem SV Wiesbaden und Viktoria Griesheim. Für ihn ein Probespiel, doch alles ging gut und wenig später wurde sein Aufstieg in die Hessenliga vom Verbandsschiedsrichterausschuss offiziell bestätigt.
Die Fahrtstrecken werden weiter, erst recht wenn er im Jugendbereich deutschlandweit unterwegs ist. „Man muss sich privat und beruflich gut organisieren“, so der 22-Jährige. Manchmal geht es auf Kosten des privaten Vergnügens, die Spesen für die Pfeiferei entschädigen ein klein wenig. „Es geht mir aber nicht ums Geld, der Spaß steht klar im Vordergrund.“ Marius Ulbrich identifiziert sich voll und ganz mit seinem Hobby und auch mit der Büdinger Schiedsrichtervereinigung. Dort wirkt er als Beauftragter für die Öffentlichkeitsarbeit im Vorstand mit und gestaltet unter anderem die Homepage der heimischen Schiedsrichter.
Marius Ulbrich ist selbstbewusst und intelligent und begegnet seinen Vorstandskollegen auf Augenhöhe. Auch auf dem Spielfeld ist souveränes Auftreten das A und O. Marius Ulbrich weiß das und ist sehr dankbar, dass sein Talent erkannt und gefördert worden ist. Womöglich war der Aufstieg in die Hessenliga nicht sein letzter. Jung genug für weitere Karrieresprünge ist der BWL-Student allemal.