Wenn man den 1. Vorsitzenden des Freundeskreis der Schiedsrichtervereinigung, Gerhard Sinner, nach einem seiner einprägsamsten Erlebnissen fragt, so dauert es nicht lange, bis man die Geschichte der Altherrenmannschaft von Kefenrod-Bindsachsen in China hört.
Gerhard Sinner gründete 1966 die Fußballmannschaft vom TV 1908 Kefenrod und wurde nach vielen Jahren als Spielführer, letztlich bis 1972 im selben Verein Trainer. In seinem Absschiedsspiel 1981 spielte er gegen namenhafte Gegner wie Jürgen Grabowski (Weltmeister von 74) und Lothar Emmerich (ebenfalls Nationalspieler). Rückblickend zitiert Sinner Grabowski, der das Abschiedsspiel besser fand, als das von Beckenbauer in Hamburg. Kein Wunder, wenn der Spielball von einem Fallschirmspringer gebracht wird und besagtes Spiel bis zum Pokalendspiel 2017 mit 1000 Zuschauern den Zuschauerrekord von Kefenrod hielt. Doch Sinner blieb dem Fußball erhalten, denn bereits ein Jahr später gründete er die Altherrenmannschaft von Kefenrod-Bindsachsen und führte es als Institution ein, mit der Mannschaft jährlich ein anderes Land zu bereisen und dort mit ihnen bei Turnieren Fußball zu spielen. So spielte die „überragende Gruppe“ auf Kreta, auf Teneriffa, in Italien, in der Türkei und in vielen anderen Ländern, und letztlich, durch einen Kontakt des Mitspielers zum chinesischem Fußballverband, auch in China. Es muss allerdings Probleme in der Kommunikation gegeben haben, denn erwartet waren Beckenbauer und Co und nicht die „Holzhackertruppe von Kefenrod-Bindsachsen“. Er muss herzlich schmunzeln, wenn er sich daran erinnert, wie sie unter Polizeieskorte zu den zwei Spielen in China gefahren wurden und er spricht von einer „Begrüßung wie in Wembley“. Die höchsten Schiedsrichter der Landes, Verbandsvertreter und 5000 Zuschauer sahen das 0-8 gegen die Auswahl von China. „Die haben Katz und Maus mit uns gespielt, nie habe ich den Schlusspfiff so herbeigesehnt wie in diesem Spiel“, lacht Sinnner. Der wortwörtliche Kabinentee vor dem Spiel wurde noch durch den Abend getoppt, abwechselnd Chinese-Deutscher saßen sie nebeneinander und haben das 13 oder 14 Menü dauernde Abendessen zu sich genommen. „No, no, no, no“ hieß es anfangs, als es darum ging Kaulquappen zu essen, doch wollt man die durchgehend freundlichen Chinesen nicht kränken und aß schließlich die chinesische Delikatesse. Man sperrte sogar ein ganzes Einkaufszentrum für die „footballer from germany“, damit sie dort selbst einkaufen konnten. „Und alles, obwohl sie Beckenbauer wollten und uns bekommen haben“
Gerhard Sinner ist seit 2001 (Vereinsgründung) 1. Vorsitzender des Freundeskreis und etablierte unter anderem die Ü60 Feier der Schiedsrichter. Auch die in unserem Kreis bekannten Terminhefte führte er ein, deren Einnahmen der Schiedsrichtervereinigung zur Verfügung stehen und zum Beispiel für jüngst gekaufte Polo-shirts und die Wintertrainingslager genutzt werden. Ganz besonders gerührt war Sinner, als er 2017 am Telefon erfuhr, dass er mit dem Wetterauer Sportehrenpreis ausgezeichnet wird. „Ich hatte ein paar Tränen in den Augen. Eine so besondere Auszeichnung zu bekommen ist schon außergewöhnlich“. Eine Besonderheit, die bei Gerhard Sinner auffällt, ist, dass ihm die Förderung von jungen Leuten sehr wichtig ist, was ihn alles in allem zu einem bodenständigen, nicht zu wichtig nehmenden und unverzichtbaren Charakter für unsere Vereinigung macht. Dieses Jahr wurde er 70 Jahre jung und wir freuen uns auf viele weitere gemeinsame Erlebnisse mit Gerhard.